Studien zeigen: Frauen fürchten Nachteile bei der Partnersuche, wenn sie Job-Ehrgeiz zeigen.
„… Eine aktuelle Studie von drei US-Ökonomen und -ökonominnen zeigt, dass die traditionelle Rolle der Frau weiterhin einem durchschlagenden Erfolg politischer Maßnahmen zur Gleichstellung entgegenwirkt. Selbst hochqualifizierte Frauen scheuen sich aus Rücksicht auf die Erwartungshaltung potenzieller Lebenspartner, Karrierechancen zu ergreifen. Sie scheinen immer noch zu fürchten, dass sie auf Männer weniger attraktiv wirken, wenn sie zu zielstrebig erscheinen. Beruflicher Ehrgeiz scheint nur Männer als Ernährer attraktiv zu machen, während er Frauen als angehende Rabenmütter abzustempeln scheint.
Leonardo Bursztyn, Amanda Palliais und Thomas Fujiwara untersuchten in der Studie „Acting Wife: Marriage Market Incentives and Labor Market“ wie Frauen, die für Führungspositionen in Unternehmen infrage kommen, die Auswirkungen ihrer beruflichen Ambitionen auf dem Heiratsmarkt einschätzen. Das Ergebnis deckt sich mit einem Experiment, das die Psychologin Marina Horner schon 1965 nachwies. Studentinnen sollten eine Geschichte weitererzählen, die damit begann, dass eine Medizinstudentin Anna in einer wichtigen Klausur besser abschneidet als alle anderen Kursteilnehmern, einschließlich ihres festen Freundes. Die Antworten ließen eine verbreitete Sorge erkennen, dass der eigene berufliche Erfolg die Partnerschaft belasten würde. So porophezeiten die Studentinnen unter anderem eine Trennung des Paares. In weiterer Zukunft sagten sie für Anna zwar beruflichen Erfolg voraus, allerdings von Rückschlägen im Privatleben begleitet.
Als das Experiment 1988 von den Soziologen Cheryl Benard und Edit Schlaffer in Österreich wiederholt wurde, kam es zu ähnlichen Ergebnissen. Die Experimente hatten besonders in den USA eine heftige Diskussion über die Angst der Frauen vor beruflichem Erfolg entfacht.
Anders sieht das eine amerikanisch/schweizer Studie. Anders als früher sei Intelligenz und Erfolg heute etwas, was Frauen nicht mehr verstecken müssten, sondern etwas, was von ihrem Partner durchaus geschätzt werde. Partnerpräferenzen von Frauen und Männern reagierten mit unvermuteter Schnelligkeit auf Fortschritte in der Gleichstellung, ermittelten die amerikanische Psychologie-Professorin Alice Eagly und ihr Züricher Kollege Marcel Zentner, indem sie Studien zu gesellschaftlichen Einflüssen auf die Partnerwahl auswerteten. In der heutigen Umwelt, in der oft beide Eltern für ein befriedigendes Auskommen arbeiten müssen, suchen Männer gebildete Frauen mit guten Gehaltsaussichten, zeigt sich Eagly überzeugt.“ (Quelle: Handelsblatt vom 20.3.17)
Angesichts der schulischen Erfolge von Mädchen im Vergleich zu Jungen und des Wandel im gesellschaftlichen Frauenbild ist zu hoffen, dass Führungspositionen nicht länger vorwiegend in männlicher Hand bleiben.